Steam Brew German Red – Wir fühlen der roten Büchse auf den Zahn

Bier Steam Brew German Red

Verehrte Leserinnen und Leser, 

das schöne an einem Verköstigungsbericht ist ja, dass dem Autor (also mir) vollkommen freisteht, über welches Erzeugnis er berichten mag. Und seien wir mal ehrlich: Wer würde schon über etwas schreiben wollen, das er langweilig, belanglos oder schlicht als ungenießbar einordnet? Nicht nur würde ich mich damit selbst strafen. Auch den Leser dieser Seite würde vermutlich eher wenig interessieren, welches Bier er zwingend meiden sollte. Daher nutze ich an dieser Stelle wieder einmal eine Steilvorlage des guten tux und vertiefe die Frage, ob Craftbeer aus dem Discounter wirklich schmecken kann… Die eindeutige, wie auch für mich überraschende, Antwort lautet: “Ja und wie es das kann!” 

Zwischen den drei vom Discounter Lidl angebotenen Craftbeeren fiel meine Wahl hierbei auf das “German Red Steam Brew”. Ausgestattet mit einem Alkoholgehalt von 7,9 % vol verfügt dieses Craftbeer über einen Stammwürzegehalt von 16,5° Plato. Es gehört damit der Familie der Starkbiere an. Da sich dieser Markt durch die steigende Nachfrage nach handgemachten Bieren zuletzt allerdings als zunehmend umkämpfter darstellte, hoben die Designer ihr Produkt bereits in der Dosengestaltung deutlich von potenziellen Mitbewerbern ab. Zentrum der im Steampunk-Design gehaltenen Dose bildet hierbei das Portrait einer rotgelockten Schönheit, um die herum der Prozess des Bierbrauens stilisiert (und durchaus augenzwinkernd) dargestellt wird – Zahnräder und Keilriemen betreiben hierbei einen Mechanismus, dessen überschüssiger Druck sich in großen Rauchwolken entlädt. Das brodelnde Brauerzeugnis findet sich dann fast genussfertig in einer Brennblase. Wem da nicht bereits das Wasser im Mund zusammen läuft… Also: Schnell die Dose entkorkt und das Glas befüllt. 

Hierbei zeigt sich, dass die rötlich-braune Färbung der Dose nahezu identisch mit der Farbe des eigentlichen Bieres ist. Im Gegenlicht an dunklen Honig erinnernd, wird der Auftritt des Craftbeers im Glas von einer satten Blume getoppt. Dieser fehlt – typisch britisch – etwas die Beständigkeit, ohne dass dies der Erscheinung in irgendeiner Form schaden würde. Geschmacklich verfügt das German Red über eine ausgeprägte Würze, wie sie sonst am ehesten noch in Kräuterlimonaden aus dem Alpenraum anzutreffen ist. Einher geht diese mit milden Röstaromen, die cremig und lang anhaltend den Gaumen überziehen. Im Abgang bleibt eine durchaus gefällige Bitterkeit. 

Wurden meine Erwartungen an ein vom Discounter vertriebenes Craftbeer also erfüllt?! Mehr als das – Sie wurden insbesondere unter Berücksichtigung des Preises von 0,69€ (aktuell sogar mal wieder für unschlagbare 55 cent) um Längen übertroffen. Der Kunde erhält hier ein charakterstarkes Bier, das sich hinter der extravaganten Gestaltung der Dose nicht verstecken muss. Vielmehr bietet es Raum, mit jedem weiteren Schluck neue Geschmacksnuancen zu entdecken. Mir bleibt nur zu hoffen, dass dieses Bier noch für lange Zeit im Sortiment verbleiben möge… 

Und so hebe ich mein Glas und trinke auf Euer aller Wohl,

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Abbath