Von einem der auszog, um in London eine Schildkröte zu entdecken

“Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen”

Diesem Klassiker aus der Zitatesammlung sind sicherlich viele schon einmal begegnet. Und so krame ich an diesem trüben Herbsttag ein wenig in meinen Erinnerungen und berichte von einer kleinen Verköstigung, die vor wenigen Monaten im historischen Blackfriar-Pub in London stattgefunden hat. Nun liegt die Frage nahe, warum man denn für den Biergenuss extra ins Brexit-geplagte London reisen muss, wenn es doch vor der Haustür ein schier endloses Angebot an ebenso schmackhaften Köstlichkeiten gibt?

The Blackfriar, London

The Blackfriar Pub in London

Die Antwort darauf liegt im gebotenen Gesamtpaket. Unter all den britischen Pubs, die ich im Laufe meiner Reisen besuchen durfte, ist das Blackfriar sicherlich einer meiner liebsten: Entstanden um das Jahr 1875 hat sich diese britische Institution bis zum heutigen Tag ihren urtümlichen, rustikalen, ehrlichen Charme bewahren können. Das Blackfriar steht damit in starkem Kontrast zur sich immer mehr „auf Hochglanz polierenden“ modernen Weltmetropole London. Und das ist auch gut so: Denn welche Begriffe umschreiben die Braukunst besser als Tradition, Beständigkeit und Aufrichtigkeit? DER perfekte Ort also, um sich eingehender mit einem besonderen Tropfen auseinanderzusetzen, der dort gegenwärtig ausgeschenkt wird…

The Golden Turtle

Meine Wahl fiel dabei auf die “Golden Turtle” der britischen Pheasantry Brewery. For the record: Es handelt sich hierbei um ein Golden Ale mit einem Alkoholgehalt von 3,9 Vol-%. Und auch, wenn die Klärung des tierischen Bezugs erst zum Ende dieses Artikels erfolgen soll, ist die farbliche Einordnung mehr als eindeutig: Frisch dem Zapfhahn entströmt präsentiert sich das Ale in all seiner goldgelben Pracht, die von einer schmalen, durchaus stabilen Blume getoppt wird. Begleitet wird diese Erscheinung von einem Geruch nach Apfelmost, mit dem eine dezente Hefenote einhergeht. So weit sehr gefällig…

Und was sagen die Geschmacksknospen dazu? Noch bevor überhaupt ein Bezug zu bekannten Aromen hergestellt werden konnte, ging mit dem allerersten Schluck bereits eine samtene Cremigkeit einher – eine Eigenschaft, die das Ale bis zum Ende nicht verlieren sollte. Im angenehmen Kontrast dazu stehen dezente Bitteraromen, die ihrerseits die vordergründige Hopfennote begleiten.

In Summe ergibt sich daraus ein Bier, das fast jedem etwas zu bieten hat: Am Ende eines langen Tages überzeugt seine samtene Süffigkeit, die beim ersten Genuss sicherlich eine gehobene Augenbraue hervorruft (“Moment mal, da schwingt doch noch eine spezielle Note mit… Das ist doch…”). Aber auch all jene, die sich abseits der Norm auf die Suche nach Nuancen begeben möchten, kommen hier auf ihre Kosten. Letztlich folgt das Golden Ale darüber hinaus einem karitativen Ansatz, indem 5 £ jedes verkauften Fasses dem “Project Biodiversity” zum Schutz von Seeschildkröten zu Gute kommen. Ein durchaus lohnender Ansatz, wie ich finde…

Daher mag ich nun hinsichtlich der angepriesenen Aromen “exotischer Früchte” gar nicht so sehr ins Detail gehen. Stattdessen möchte ich all denjenigen, deren Neugierde durch diesen Artikel geweckt worden ist vorschlagen, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Und so erhebe ich mein Golden Turtle auf Euer aller Wohl – Cheers!

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Abbath

Links zum Artikel

The Blackfriar London

https://www.nicholsonspubs.co.uk/restaurants/london/theblackfriarblackfriarslondon/

Project Biodiversity

https://thebeercompany.co.uk/project-biodiversity/